Während einer Pause beim Ausheben des Lochs für meinen neuen Teich beobachtete ich Wildbienen. Sie flogen genau dort herum, wo ich eben noch mit einem Spaten die Erde abgestochen hatte um wieder ein kleines Stück Erdreich abzutragen. Die Bienen suchten anscheinend nach Möglichkeiten zu nisten. Von grabenden Bienen hatte ich gehört, etwas später im letzten Jahr baute ich dann ja auch das Sandarium für Wildbienen. Doch diese hier wollten anscheinend an der Steilwand seitwärts in die Erde. Dann habe ich mich belesen (Buch) und beguckt (Video) und so sind jetzt die beiden folgenden Nisthilfen entstanden. Es sind zwei Versionen, beide sollen aber den Bienen das horizontale Graben und Nisten ermöglichen.
Da ich diese Nisthilfen gerade erst gebaut habe, kann ich auch noch nicht darüber berichten, ob sie gut von den kleinen Hautflüglern angenommen werden oder nicht. Aber selbstverständlich werde ich zu gegebener Zeit darüber berichten und dann hier verlinken.

Warum vertikale Lehm-Nisthilfen für Wildbienen?

Wie ich schon bei meinem Artikel zum Bau eines Sandariums (den Link findet ihr unten) geschrieben habe, nisten etwa 20 Prozent unserer Wildbienen in Röhren. Röhren-Nisthilfen oder sogenannte Insektenhotels kann man heute nahezu überall zu kaufen. Mal abgesehen davon, ob diese dann durch die verwendeten Materialien und Elemente sinnvoll oder ungeeignet sind, helfen sie eben nur 20 Prozent der Wildbienen. Natürlich ist es auch wichtig diesem Fünftel zu helfen, keine Frage. Ein Sandarium mit dem Gewicht von gut einer halben Tonne oder eben eine vertikale Lehm-Nisthilfe von bestimmt 20 Kilogramm wie ich sie euch heute zeigen will, kann man nicht so einfach verkaufen wie ein Bündel an kleinen Bambusröhren in einem Holzkasten. Möglicherweise ist dem einen oder der anderen deshalb auch nicht bewusst, dass man eben auch noch mehr für Wildbienen (selber) machen kann.

Die Unterschiede

Beide Nisthilfen unterscheiden sich nur in der Füllung, auch nur die ist für die Wildbienen interessant.
In die eine Nisthilfe fülle ich die bereits im Einleitungstext erwähnte Erde vom Teichaushub. Das ist normaler Mutterboden mit Lehmanteil. Schließlich waren die Bienen hier schon während meiner Teicharbeit schon scharf drauf.
Die zweite vertikale Nisthilfe wird mit einem Gemisch aus Sand und Lehmpulver gefüllt.
Die Anleitungen samt Quelle und wichtigen Hinweisen findet ihr weiter unten.

Nicht aus dem Rahmen fallen!

Damit die Füllung in Form kommt und die Steilwand transportiert oder mal ausgetauscht werden kann, benötigt man einen Rahmen oder ein Gefäß. Hier kann man sich austoben und schauen was man noch entbehren kann: Tongefäße, Pflanzkübel, Holzkisten o.ä.. Wichtig ist: möglichst natürliche Materialien verwenden und die Bienen müssen mindestens 15 Zentimeter tief graben können.

Erstmal müssen die alten Terrassendielen wieder bienensalonfähig gemacht werden.

Messen, sägen, schrauben, repeat

Oder halt selber bauen wie ich. Ich hatte noch alte Douglasie-Terrassendielen, die das letzte Mal vor gut 20 Jahren geölt wurden. Mir war wichtig, dass ich möglichst unbehandeltes Holz verwende. Deshalb habe ich dann auch die ungeölte Seite, also die die als Terrassendiele nach unten zeigte, bei den Rahmen nach innen gesetzt. Natürlich weiss ich nicht, ob das Holz vor dem Verkauf vor 20 Jahren mal irgendwie behandelt wurde, zumal ich es damals nicht gekauft habe. Ich hoffe nicht.

Bevor aus dem alten Holz aber eine Nisthilfe aus Lehm für Wildbienen wird, habe ich von den Dielen erstmal die faulen Enden abgesägt und sie mit einer Messingbürste vom groben Schmutz befreit. Dann habe ich mit einer Stichsäge entsprechende Brettchen gesägt und zusammengeschraubt, so dass die Bienen nun pro Nistwand auf 40 Zentimeter Breite und zwölf Zentimeter Höhe etwa 24 Zentimeter tief buddeln können. Durch die Stichsäge bekommt man natürlich keine gerade Schnitte hin und in dem leeren Kasten zieht es ganz schön durch die entstandenen Spaltmaße, aber das erweist sich später sogar noch als hilfreich. Wer es ordentlich mag, kann sich hier natürlich auch Zeit lassen und auf rechte Winkel achten. Mir war wichtig, dass es hält und nirgendwo eine Schraube rausschaut. Soviel zu meinem Qualitätsanspruch.

Die zusammengeschusterten Rahmen aus alten Terrassendielen können jetzt gefüllt werden.

So wichtig wie beim Krapfen: die Füllung

Füllung Nummer 1: Ich habe auf Regentage gewartet, denn die Erde sollte feucht sein. Mit dem Spaten steche ich die gleiche Erde ab, die ich auch beim Teichaushub schaufeln musste und zwar so, dass mir die Erde nicht zerbröselt, sondern der Spaten voll Erde in den Holzrahmen wandert, also möglichst als ein Teil. Das hat den Vorteil, dass die Struktur der Erde, so wie sie die Bienen am damals noch zukünftigen Teich vorgefunden haben, sich auch im Rahmen wiederfindet. Das funktioniert mit dem größten Teil, aber an den Seiten natürlich nicht, da der Spaten nicht breit genug ist. Hier stopfe ich dann doch Erde nach und klopfe von oben noch alles mit einem Holzscheit leicht fest. Mit dem Scheit kommt man auch gut in die Ecken. Die Erde schließt jetzt mit dem Rahmen auf gleicher Höhe ab.

Mit einem etwa 6mm dicken Holzspieß drücke ich jetzt auf der halben Fläche etwa vier Zentimeter tiefe Löcher als Starthilfe in die Erde. Zum Vergleich lasse ich die andere Hälfte unberührt. Manche Bienen nutzen diese Löcher um an deren Ende dann ihre Gänge verzweigen zu lassen. Ich hätte hier wesentlich mehr Platz zwischen den Löchern lassen sollen, Werner David („Fertig zum Einzug – Nisthilfen für Wildbienen“, Pala-Verlag) schreibt, dass es 10 Zentimetern sein sollen. So ist das, wenn man sich während des Bauens nicht die Anleitung daneben legt. Werner David benutzt in seiner Beschreibung außerdem Lössboden wie er auch natürlich, z.B. an Flussufern, vorkommt. Ich wollte hier aber bewusst die „Teicherde“ testen.

Füllung Nummer 2: Hier benötigt man Sand, Lehmpulver und Wasser. Lehmpulver ist gar nicht so leicht zu bekommen, im Netz findet man es aber schon. Ich habe einen 15kg-Sack bei einem Naturbaustoffhandel online bestellt. Wer es partout nicht findet, kann mich gerne anschreiben, dann schicke ich euch eine Adresse, ich will hier aber nicht unnötig Werbung machen.
Wie beim Backen mischt man zunächst die „trockenen Zutaten“ und zwar im Verhältnis 1:8, also ein Teil Lehmpulver und acht Teile Sand. Nimmt man zuviel Lehm (z.B. 1:5), dann wird die Mischung für die Bienen zu hart. Jetzt gibt man etwas (!) Wasser hinzu und mischt wieder. Solange Wasser hinzugeben und mischen bis eine feuchte, aber noch bröselige Mischung entsteht. Wenn man sie zusammendrückt, sollte sie aber ihre Form behalten. Ich habe für meine Form vielleicht einen Liter Wasser benötigt.

Die Masse kann man jetzt in die Form geben, dabei immer durch andrücken etwas verdichten. Ist die Form voll, kann man die Oberfläche glattstreichen. Hier werden keine Löcher „vorgebohrt“. Das Mischungsverhältnis ist so gewählt, dass sich die Bienen leicht selbst hinein graben können.

Das „Rezept“ ist von Dr. Christian Schmid-Egger, Entomologe, für das Deutsche Bienen-Journal.

Trocknen

Beide Rahmen habe ich zum Trocknen regengeschützt aufgestellt. Nach etwa einer Stunde lief schon ein kleiner Rinnsal aus dem Rahmen mit der Sand-Lehm-Mischung. Ich hatte doch oben geschrieben, dass sich das großzügige Spaltmaß als Resultat meiner Sägekunst noch als Vorteil erweisen sollte!
Die Nisthilfen können jetzt einige Wochen austrocknen.

Jetzt können die Nisthilfen in Ruhe einige Wochen trocknen.

Die Standortwahl

Die Lehm-Nisthilfen sollten vor Regen geschützt aufgestellt werden, so dass die Wand nach Osten bis Süden ausgerichtet ist, dann erwärmt sich die Erde auch schnell. Regen würde die Nistwand nach und nach ausspülen.

Nur nochmal zum Verständnis: Die Nisthilfen werden später auf die Seite gelegt, so dass eine vertikale Wand entsteht und die Bienen seitlich graben können. Auf dem Foto hier stehen sie immer mit der „Wand“ nach oben, da sie ja erst trocknen müssen.

Wie geht’s weiter?

So schwer ist es also gar nicht, eine geeignete Nisthilfe aus Lehm für Wildbienen selber zu bauen. Übrigens hat der gesamte Bau, so wie ich ihn hier beschrieben habe, ziemlich genau drei Stunden gedauert. Vielleicht werde ich noch weitere bauen, ich habe noch genug Lehmpulver übrig.

Zum Saisonstart möchte ich an der Blümchenwiese eine überdachte Ecke mit Nisthilfen gestalten. Dort sollen dann neben den heute gebauten Lehmwänden auch die altbekannten Röhrennisthilfen einziehen, so dass eine wuselige Ecke entsteht.

Wichtiger Hinweis – Zwei Experten, zwei Meinungen

Werner David rät von der Füllung 2 – also die Methode von Herrn Dr. Schmid-Egger – ab, da sich durch den Sand wohl die Mundwerkzeuge der Bienen zu schnell abnutzen. Da könnte man sich fragen, ob die Bienen denn dann überhaupt die Nistwand annehmen wenn sie ihnen nicht gut tut? Ich bin kein Experte und womöglich hat einer von beiden recht, oder die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte.

Zum Weiterlesen:

Wer meinen Beitrag zum Sandarium noch nicht gelesen hat, kann hier klicken.

Werner David auf YouTube: hier.

Dr. Christian Schmid-Egger´s Video zur Lehmnistwand auf YouTube: hier.