Soviel Sand und kein Schippchen! Es ist kein Brunnen, es ist keine Zisterne. Ein Sandarium ist eine weitere Möglichkeit Wildbienen eine Nistmöglichkeit zu bieten. Wie und wieso ich es gebaut habe könnt ihr hier lesen.

Insektenhotels, bzw. Nisthilfen für Wildbienen aus Röhren kennen die meisten. Was aber nicht so bekannt ist: Von den rund 550 Wildbienenarten in Deutschland nisten nur ca. 30 in den oberirdischen Hohlräumen. Der überwiegende Teil lässt sich lieber in der Erde nieder und buddelt sich in eben diese.
Deshalb sind die „klassischen“ Nisthilfen nun aber nicht minder wichtig, denn die 30 Arten wollen ja auch eine gute Kinderstube vorfinden, doch ist es eben nur ein Teil der Torte.
Warum sind dann die Nisthilfen aus Röhren so beliebt und bekannt? Naja, zum einen kann man sie ganz leicht selbst bauen, zum anderen lassen sie sich auch gut vermarkten, da sie meist handlich sind. Man kann sie in verschiedenen Größen anbieten, somit kann man jede Geldbeutelgröße bedienen, kurzum: Man kann damit Geld verdienen.

Wie groß sollte ein Sandarium sein?

Bei unserem Sandarium sieht es etwas anders aus: es sollte eine Tiefe von mindestens 40 Zentimeter Sand aufweisen, die Oberfläche sollte man auch nicht zu klein bemessen, sonst läuft man Gefahr, dass die Fläche zu schnell zuwächst, außerdem braucht die Biene Auswahl. Somit würde ein Sandarium meist unhandlich in Größe und Gewicht, da würde man im Baumarkt an der Kasse auch schnell anecken 😉 Also baut man es doch lieber selbst. Grundsätzlich gilt: Je größer, desto besser.

Zum ordentlichen Legen der ersten Steinreihe habe ich die Grasnarbe entfernt (Foto: J. Hagenberg)

Wo sollte ein Sandarium stehen?

Ein vollsonniger Standort ist ideal, Biene hat es gern schön warm. Das kann im Garten sein, aber auch auf dem Balkon. Auf dem Balkon muss man dann nur ein geeignetes Gefäß haben, etwa eine Zinkwanne oder ähnliches und das Gewicht sollte nicht unterschätzt werden! Wichtig sind auch: Futterpflanzen für Nektar und Totholz für Nistmaterial. Diese sollten sich ebenfalls in der Nähe befinden. Ich denke, Trinkgelegenheiten wie ein Teich, Trinkschalen mit Wasser oder ähnlichem sollten selbstverständlich sein, auch ohne Sandarium.

Was benötige ich zum Bau?

Der Rahmen: Man benötigt eine Umrandung, die kann aus Holz, Metall oder Steinen sein. Bei mir sind es gebrochene Natursteine zweiter Wahl. Theoretisch kann man das Sandarium auch in die Erde bauen, also ein Loch ausheben und mit Sand füllen, dann spart man sich die Umrandung, bekommt aber eventuell Probleme mit Staunässe.

Der Sand ist wohl das wichtigste. Doch Sand ist nicht gleich Sand: Meist bekommt man nur Spiel- oder Füllsand, der hat aber den Nachteil, dass er beim Trocknen schnell wieder in sich zusammenfällt. Das liegt daran, dass es Sand einer Korngröße ist, sogenannter gewaschener Sand. Für ein Sandarium eignet sich am besten ungewaschener Sand, dieser ist aber gar nicht so leicht zu bekommen. Mit Glück hat ihn das örtliche Kieswerk.
Man kann sich aber auch selbst etwas zusammen mischen, ich habe es so gemacht: Ich habe Estrichsand bestellt, dieser ist alleine auch nicht so sehr geeignet, da er zusätzlich kleine (aber für die Biene große) Steinchen enthält, dazu habe ich Gartenerde gegeben und alles gut durchmischt. durch den Lehmanteil in der Gartenerde hält das Gemisch jetzt augenscheinlich gut, das Sandarium wird auch angenommen. Das Verhältnis Sand zu Gartenerde muss man ausprobieren, es kommt eben auf die Zusammensetzung der eigenen Erde an. Das Ergebnis sollte ein lockeres, sandiges Gemisch sein in dem sich keine Staunässe bilden kann.

Als Abschluss benötigen wir noch den Ungemütlichkeitsfaktor: Damit Katzen – oder wie hier auch mal Waschbären – das Sandarium nicht als stilles Örtchen benutzen, sollte man entweder stachelige oder dornige Zweige parat haben, oder wie ich verzinkten Kaninchendraht.

Der Bau

Ein Sandarium zu erstellen ist denkbar einfach: Die Umrandung aufstellen und den Sand (bzw. das Sandgemisch) einfüllen. Fertig. Die bewehrten Zweige entweder als „Zaun“ in die Umrandung stecken oder kreuz und quer über den Sand legen. Bei der Umrandung daran denken, dass der Rand etwas höher als das Sandniveau liegt, damit der nächste Wind dem Sandarium nicht gleich etwas Füllung raubt. Beim Kaninchendraht habe ich darauf geachtet, dass zwischen Draht und Oberfläche gute zehn Zentimeter Platz bleiben, damit sich die Bienen unbeschwert bewegen können.

Das Aquarium des Hydrophobikers

Jetzt kann man sich eigentlich daneben setzen, abwarten und zuschauen wann die erste Biene einzieht, bei mir waren am nächsten Tag schon die erste Interessenten vor Ort. Dazu muss natürlich das Wetter passen. Sind die ersten Bienchen da, kann man beobachten wie sie wortwörtlich den Kopf in den Sand stecken und beginnen, mit den Hinterbeinen zu schaufeln. Bei mir dauerte es nicht lange und ich holte mir einen Stuhl um mich eine zeitlang daneben zu setzen und zu beobachten.

Noch ist nicht soviel zu sehen, doch das wird sich hoffentlich bald ändern (Foto: J. Hagenberg)

Pflege

Viel zu tun gibt es nach der Erstellung eigentlich nicht, man sollte jedoch aufpassen, dass sich nicht so viele Pflanzen im Sand breit machen, schließlich ist es ein Sandarium und kein Beet. Ich werde wenige Hauswurze (Sempervivum) in den Sand setzen, die habe ich gut im Griff und sie passen zu dem trockenen Standort.

Ne´ Variante

Bei der Planung kann man überlegen, ob man das Sandarium z.B. terrassenförmig anlegt, also erst das Sandarium an sich und angrenzend dann Terrassen des gleichen Materials auf verschiedenen Höhen. Auf diese Weise kann man sich doch einige Pflanzen in die Nähe setzen, die auf der Freifläche für die Bienen einspart werden sollten. Grundsätzlich sind auch hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich habe mich für eine auslaufende Trockenmauer entschieden, sie bildet eine Ecke meiner Blümchenwiese.

Sandarium
Das fertige Sandarium (Foto: J. Hagenberg)

Niemand ist perfekt

Nicht jeder hat riesige Flächen um 100 Quadratmeter oder mehr freie Sand- oder Erdflächen für Bienen bereitzuhalten, deshalb sollten auch kleine, für einen selbst realisierbare Areale genügen. Wichtig ist doch, dass man überhaupt etwas tut. Bei mir sind die Trockenmauerwände nicht die gradlinigsten, egal auf welcher Achse man entlang schaut. Na und? Wichtig ist, dass der Sand drin bleibt.
Wenn man nun meint, allen Bienen sei gedient, den muß ich enttäuschen: Manche Wildbienen mögen es warm, aber auch ausnahmslos trocken. Sie bauen nur im Sand, der im Schatten liegt. Je nach Größe eures Sandariums könnt ihr einen Teil der Fläche natürlich überschatten oder einfach ein weiteres an anderer Stelle bauen. Man kann es eben nicht allen recht machen. Aber man kann es versuchen.

Jens