Viele von uns tummeln sich in den sozialen Medien oder auf Blogs herum. Dabei treffen wir immer wieder auf Menschen, die Influencer sind, sich aber lieber Content Creator nennen, da der Begriff Influencer allzu negativ konnotiert ist. Warum ist das eigentlich so? Blieb der Gartenbubble bisher die ganz große Beschallung mit Körperhaartrimmern, Solar-Powerbanks und Trinkmahlzeiten weitestgehend verschont, so sollten wir uns jetzt darauf einstellen. Sie kommen, sie kommen zu Hauf und damit durch. Sie washen green oder washen unser Hirn. Mit veganen Mährobotern und abhängigen Autarkie-Gadgets. Was ich damit meine und wie ich zu Influencer-Werbung stehe, das könnt ihr hier lesen.

Titelbild: @heckenschwein_bistro auf Instagram – Feinster Igelcontent seit 2025. Mit dem Rabattcode Heckenschwein10 bekommt ihr dort ein Abonnement kostenlos 😉

Nach nur einem Spot ging´s weiter

Gleich vorab: Ich habe grundsätzlich nichts gegen Werbung, schon gar nicht durch uns Content Creator selbst. Ich finde es völlig in Ordnung, für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu werben hinter der man selbst steht. Auch finde ich es in Ordnung, dafür Geld zu bekommen. Ich finde es sogar in Ordnung, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Allerdings begibt man sich dann in eine Abhängigkeit, die einem manchmal möglicherweise keine Wahl lässt. Ob man nun für eine Gartenschere Werbung macht oder für eine Wasserflasche, die meinem Gehirn durch immer nachzukaufende Duftstoffe suggeriert, ich würde nicht Wasser sondern Cola trinken, ist nun mal ein Unterschied. Wichtig: Das ist meine Meinung. Wenn du das anders siehst: ok!

Der Glaube ersetzt den Verstand

Glaubwürdigkeit ist an diesem Punkt ein schmaler Grat, hat immer zwei Seiten und hier beginnt auch eine Verantwortung: Unabhängig davon, ob die werbende Person hinter dem Produkt steht oder nicht, sollte sie ehrlich sein und das Produkt glaubwürdig darstellen. Dabei kann ein Produkt auch Schattenseiten haben, dass ist völlig ok und erhöht meiner Meinung nach sogar die Kredibilität. Es ist auch nicht so, dass das nicht von Creatorn gemacht wird. Auf der anderen Seite haben wir die Verbraucher:innen, sie sollen glauben und viele tun es auch. Sie möchten nicht hinterfragen, haben eine mehr oder weniger parasoziale Bindung zum Creator und glauben ihm oder ihr also per se. Ich weiß nicht, ob man diese Menschen schützen kann, aber ich meine, man sollte es versuchen. Denn sie können allzu schnell Opfer der Konsistenztheorie werden: Man verbindet eine werbende Person mit einem Produkt, wodurch das Produkt automatisch als positiv eingestuft wird.

Wir kaufen nicht, was wir haben wollen, wir konsumieren, was wir sein möchten.

unbekannt

Dann gibt´s da noch die Menschen, die hinterfragen. Für sich selbst und/oder vielleicht auch für die eben erwähnte Gruppe. Das bedeutet nicht, dass diese Menschen anderen vorschreiben möchten, was sie zu glauben haben oder was richtig oder falsch ist. Aber man kann aufzeigen, dass das was ein Creator, eine Creatorin bewirbt und wie er oder sie es macht nur einseitig ist. Das Punkte entweder gar nicht oder im schlechtesten Fall sogar falsch benannt werden. Man kann potentiellen Kunden also weitere Punkte für die Pro und Contra-Liste liefern. Und mal ehrlich, die macht sich doch ein jeder bewusst oder unbewusst vor jeder Kaufentscheidung. Zu so einem Menschen werde ich manchmal und zwar immer dann, wenn ich so etwas wie die folgenden Beispiele entdecke.

Beispiele

Beispiel 1: Die nicht-autarke Autarkie

Vor wenigen Jahren waren Balkonkraftwerke das ganz große Ding. Die Strompreise kannten nur den schnellen Weg nach oben und da kamen die kleinen, schnell installierten Balkonkraftwerke gerade recht um uns unabhängiger von den Stromkonzernen zu machen und vor allem: um unseren Geldbeutel zumindest etwas zu entlasten. Soweit stimmt das auch alles, ich habe selbst ein Balkonkraftwerk und es tut seine Dienste, ich kann es nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit zur Installation hat. Doch darum soll es hier nicht gehen, sondern es geht um uns Gärtner:innen:  Denn plötzlich sollten uns die zwei bis vier Quadratmeter Silizium-Kristalle eine autarke Gartenhütte bescheren. Fernsehen, Radio und Ventilatorluft  immer wenn die Sonne scheint, ohne aufwändiges Verlegen eines Stromkabels quer durch den Garten in die Laube. Zu schön um wahr zu sein, denn was oft verschwiegen wurde: Damit ein Balkonkraftwerk funktioniert, benötigt es einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz, da der Wechselrichter nur arbeiten darf, wenn es einen Handshake zwischen ihm und einem aktiven Stromnetz gibt. Vorbei der Traum der völligen Autarkie.
(Anmerkung: Mittlerweile gibt es Insellösungen mit Energiemanagern, die wirklich unabhängig arbeiten)

Hier wurden also Punkte verschwiegen. Ob bewusst oder unbewusst lässt sich natürlich von außen nicht belegen, wir wissen nicht was im Briefing des Herstellers stand, wir wissen nicht wie tief die werbende Person im Thema Balkonkraftwerke war. Werbe ich allerdings damit, dass „ich dieses Balkonkraftwerk selbst seit ein paar Wochen nutze“, dann sollte mir spätestens bei der Installation genau dieses Problem über den Weg gelaufen sein, spätestens bei der Inbetriebnahme des Wechselrichters weist die Gebrauchsanleitung auf das benötigte Stromnetz hin.

Ein anderes Beispiel zeigt den anderen, in meinen Augen schlimmeren, Fall. Nämlich das Werben mit falschen Werten.

Sagt den Menschen nicht, wie gut Ihr eure Produkte macht. Sagt ihnen, wie gut eure Produkte sie machen.

unbekannt

Beispiel 2: Der vegane Mähroboter

Es war im Frühjahr 2025 als ich eine Werbung zu einem Mähroboter auf Instagram sah: Durchaus ansprechend gemacht, eine kleine gespielte Geschichte in der kein Igel zu Schaden kam. Und laut Influencer:in auch nicht kommen kann. Niemals. Ich kommentierte etwa sinngemäß, dass es Studien gibt die besagen, dass es nahezu keinen Mähroboter gibt, der Igel verschont und das Igel auch als Stellvertreter für andere Tiere im Garten gesehen werden müssen, da es durchaus auch Molche, Blindschleichen und andere kleine Tiere gibt. Darauf folgte ein reger Austausch in den Kommentaren und in Direktnachrichten, der aus meiner Sicht immer sachlich blieb. Zusammengefasst lässt sich die Meinung der werbenden Person so wiedergeben: Der beworbene Mähroboter tötet KEINE (die Person verwendete auch Versalien) Tiere. Die Person sei selbst vegan und würde nie ein Produkt bewerben welches Tieren schaden kann. Mir wurde in einem Nebensatz auch noch erklärt, dass Veganismus sich eben nicht nur auf Essen bezieht. Vielen Dank dafür.

Nun, ich schrieb den Hersteller des besagten Mähroboters an, der mir auch innerhalb von 24 Stunden antwortete und ich gebe auch hier sinngemäß wieder: „Wir haben keine Studien mit Wildtieren durchgeführt, unser Fokus lag auf den Schutz von Haustieren, selbstverständlich ist nicht auszuschließen, bzw. besteht ein Restrisiko, dass Tiere zu Schaden kommen können.“ Der Text war etwa eine DIN A4-Seite übersetzter Marketing-Sprech, der sich gar nicht so vegan las.

Der Hersteller gibt auf seiner Internetpräsenz außerdem an, dass Objekte kleiner 5 x 10 Zentimeter Größe nicht sicher erkannt werden können. Man denke mal an einen Molch oder Igelbabies.

Die werbende Person damit konfrontiert gab es keine Reaktion mehr. Ich habe mich gefragt, ob das schon unlauterer Wettbewerb ist und der Person geschrieben, dass das eigentlich Dritte klären müssten. Ich habe den Sachverhalt dann auch weitergegeben, Konsequenzen gab es bis heute offensichtlich nicht, die Werbung ist weiterhin online. Möglicherweise liege ich rechtlich falsch, aber sicher nicht mit meinem Gewissen.

Beispiel 3: Schnecklein, duck dich!

Auszüge aus der Originalmail des Mähroboterherstellers

Writing of Konsequenzen: Später im Jahr kommentierte ich ironisch pointiert eine andere Werbung des Accounts für vegane Mähroboter noch damit, dass das beworbene Produkt zwar offensichtlich ok sei, da es eine bestimmte Tierart nur vergrämt und nicht tötet, der Hersteller aber im Produktdatenblatt darauf hinweist, dass das Produkt „Schädlich für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung“ ist. Dies habe wohl ob der limiterten Reel-Zeit nicht mehr ins Video gepasst. Daraufhin wurde ich von der Person blockiert. Dabei hatte ich noch Fragen zum Veganismus.

Original-Passagen aus der Herstellermail des Mähroboters

Als dreckige Snitch habe ich natürlich auch diese Werbung adressiert, allerdings an einen ganz anderen Empfänger, den ich hier nicht nennen möchte, da hier eine Klärung noch aussteht. Bisher gibt es hier allerdings auch keine Reaktion, ehrlich gesagt erwarte ich auch keine. Das ist natürlich nicht befriedigend und doch werde ich auch bei der nächsten auffälligen Werbung nachhaken.

Eine Nacktschnecke auf einem Stein

Conclusio

Werbung durch Influencer ist für mich ok. Manchmal finde ich sie sogar erfrischender als die immer gleiche Hochglanzleier der professionellen Agenturen. Doch sie sollte so ehrlich wie möglich sein und den potentiellen Kunden nicht hinters Licht führen. Das mag durch Einflüsse wie Briefing, Videodreh und die damit einhergehende ungewohnte Schauspielerei in der man sich plötzlich wiederfindet manchmal passieren. Aber dann seid doch so ehrlich zu euch selbst und nehmt euch der Kritik von außen  an. Aus ihr kann man auch wachsen und der moralische Kompass bleibt immer schön eingenordet.
Ich ganz persönlich finde es zum Teil erschreckend, wie sich manche Accounts entwickeln. Teils folge ich ihnen seit vielen Jahren. Einigen haben die Angebote nicht gut getan.

Doch man kann sich schützen und zwar mit einer ganz einfachen Frage: Brauche ich das wirklich oder brauche ich das nur weil es gerade den Promocode mit 10%-Rabatt gibt?

Wichtig und vegan

Mir ist wichtig zu erwähnen, dass ich mich mit dem Beitrag nicht über den von mir hier und da genannten Veganismus lustig machen möchte, sondern eher auf den Umgang mit dem Thema durch die Personen hinter den Accounts und die ungefragte Aufklärung, oder auf neudeutsch: womansplaining.
Nach meiner Auffassung bedeutet Veganismus, dass man Tiere bewusst nicht als Ressource nutzt. Also das man sie z.B. nicht zur Herstellung von Produkten oder Nahrung verwendet.
Kommt also nun ein Tier beim Mähen zu Schaden, so kann ich trotzdem durchaus vegan sein, denn ich habe ja kein Tier unter Vorsatz und zu meinem Vorteil oder zu meiner Bereicherung verletzt oder getötet. Sonst dürfte ja kein vegan lebender Mensch Auto fahren oder die Öffis benutzen, man denke an die Windschutzscheibe.
Das beim Kauf von Produkten trotzdem auf Tierfreundlichkeit geachtet wird steht dabei natürlich außer Frage. Vegane Mähroboter gibt es trotzdem nicht.

Ich mähe übrigens ausschließlich mit Handspindelmäher und Sense, beide reduzieren die Gefahr einem Tier etwas zu Leide zu tun auf ein Minimum. Ich hätte schon längst einen Artikel dazu geschrieben, ich habe aber noch keinen geeigneten Werbepartner gefunden.

Um mal etwas schönes über Igel zu lesen könnt ihr hier klicken. Ich verspreche, es geht nicht um vegane Mähroboter.